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die gebäude auf dem biologie-campus

Entstehung

Aufgrund der stark steigender Studentenzahlen ab 1948 reichten die damaligen Räumlichkeiten der Biologischen Institute an der Senckenberganlage und Mertonstrasse nicht mehr aus. 1953 reiften die Pläne, alle Bereiche an der Südwestecke des neuen Botanischen Gartens zu einem Biologie-Campus zusammenzufassen

1953 wurde das Gärtnerhaus als Dienstwohnung des Leiters des Botanischen Gartens inklusive Umkleideräume für die Gärtner errichtet.

1954/55 entstanden die beiden 5geschoßigen Institutsgebäude, eines davon mit dem vorgelagerten großen Hörsaal. Die Pläne dafür wurden von Universitätsbaudirektor Dipl.-Ing. F. Kramer architektonisch und bautechnisch gestaltet und verwirklicht. (zu Kramer siehe unten)

Zwischen 1961 und 1966 wurde das 4geschoßige Laborgebäude, die Gewächshausanlage und das 2geschossige Wirtschaftsgebäude ergänzt.

"Institutsgebäude, Laborgebäude und Wirtschaftsgebäude sind auf feuchtigkeitsisolierten Streifenfundamenten ruhende Stahlbetonskelettkonstruktionen mit Sichtpfeilern, Sichtbetonunterzügen und Stahlbetonrippendecken. Auch die Treppen, die Balkone und Dachflächen sind aus Stahlbetonteilen zusammengesetzt. Die Fassaden bestehen aus Ytong-Mauerwerk, das mit gelb-braunen Klinkern ausgemauert bzw. mit Spaltklinkern verkleidet ist. Innere und äußere Wände lassen sich ohne statische Veränderungen leicht verändern." (Die Geschichte der Botanik in Ffm. - Egle/Rosenstock 1966)

Aus der Rede des Architekten Ferdinand Kramer anlässlich der Schlüsselübergabe der Biologischen Institute 1956:

"...Bestimmte Voraussetzungen sind dieser Architektur gegeben - Bedingungen nicht der Repräsentation, sondern Arbeitsbedingungen. Die hier arbeitenden brauchen einen perfekt funktionierenden Apparat; sie brauchen aber auch die gärtnerischen Versuchsfelder. Der geographische Botanische Garten ist heute schon so weit ausgebaut, da mancher Besucher ihn für den schönsten Garten von Frankfurt am Main ansehen wird., ohne dabei zu bemerken, da er eigentlich ein Arbeitsfeld, ein Forschungslaboratorium im Freien ist. Aber nun zu den Gebäuden: Ließ sich da nicht ein Kompromiss finden zwischen der Naturbeherrschung, die in Wirklichkeit Arbeit ist und deren Bedingungen respektiert werden müssen - und auf der anderen Seite den Bautraditionen vom Wesend, Palmengarten und Grüneburgpark? Jeder Kompromiss hätte eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen bedeutet. Dagegen bleibt zu überlegen, wem zuliebe dieser Kompromiss geschlossen werden soll. Sollten Attrappen kaschieren, dass hier Arbeit stattfindet? Einige sagen, diese Gebäude wirken wie eine Fabrik.......Ja, es ist eine Anstalt, die mit einer modernen Fabrik mehr Ähnlichkeit hat als mit einem Tempel der Wissenschaft........Die Bewohner dieser Gebäude studieren berufsmäßig die Funktionen der Organismen. Sie wissen, dass aus deren innerer Notwendigkeit die Schönheit der äußeren Formen resultieren. Sie arbeiten in einem Hause, das weitgehend flexibel ist. Die Wände innen und außen lassen sich ohne statische Veränderung leicht versetzen......" 

Zum Architekten:

Ferdinand Kramer (* 22. Januar 1898 † 4. November 1985) gilt als bedeutender deutscher Architekt und Designer des Funktionalismus.
Er studierte Architektur bei Theodor Fischer an der TH München. Ernst May berief Kramer 1925 in das Frankfurter Hochbauamt wo er an der Gestaltung des Neuen Frankfurt mitwirkte. So war er zum Beispiel am Projekt Laubenganghäuser in der Siedlung Westhausen beteiligt. Er entwarf nicht nur Häuser, sondern auch Möbel. 1930 machte er sich als Architekt selbständig. 1933 verließ Kramer aus Protest gegen die bereitwillig vollzogene Gleichschaltung den Deutschen Werkbund, dem er seit 1920 angehört hatte. Nach dem Ausschluss aus der Reichskammer der bildenden Künste, dem gleichzeitig erteilten Berufsverbot und der Ausstellung seiner Arbeiten als "entartete Architektur" entschloss Kramer sich 1938 zur Emigration in die USA. Dort arbeitete er zunächst für verschiedene Firmen, bis er 1940 die Zulassung als Architekt erhielt und einen Auftrag des gleichfalls emigrierten Instituts für Sozialforschung ("Institute of Social Research") übernahm. Er war mit Theodor W. Adorno befreundet. Ferner richtete er Warenhäuser ein, entwickelte ein Ladeneinrichtungssystem und entwarf Kombinationsmöbel 

1952 wurde Kramer vom damaligen Rektor Horkheimer nach Frankfurt berufen und arbeitete bis 1964 als Baudirektor der Johann Wolfgang Goethe-Universität. Er leitete den Wiederaufbau der zerstörten Universitätsgebäude und erstellte einen Gesamtplan für die Universität, der 1955 noch einmal überarbeitet wurde. Er gab dem Campus Bockenheim und dem Biologiecampus Westend sein heutiges Aussehen. Zusammen mit seinen Mitarbeitern entwarf er dreiundzwanzig Universitätsbauten, sowie deren gesamte Inneneinrichtung - Möbel, die zum Teil heute noch benutzt werden. 

Die Universitätsbauten Frankfurt

1953 Fernheizwerk Uni-Campus
1953/54 Amerikainstitut Kettenhofweg 130
1954 Geologisch-Paläontologisches Institut, Senckenberganlage 32-36
1954/55 Biologie-Institutsgebäude an der Siesmayerstrasse
1954-1957 Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie in der Georg-Voigt-Strasse
1956-1958 Hörsaalgebäude I 
1959/60 Philosophicum in der Gräfstrasse: In Deutschland war hier erstmalig ein Eisenskelettbau mit nicht ummantelten Stahlstützen in Rekordzeit entstanden
1959-1964 Bibliothek Bockenheimer Warte
1961 Studentenwohnheim Beethovenplatz
1961-1966 Laborgebäude, Wirtschaftsgebäude und Gewächshausanlage Biologie-Campus Siesmayerstrasse
1967 Geowissenschaftlicher Hörsaal, Senckenberganlage 32-36
 

 

Den Bau der Universitätsbibliothek führte er nach seiner Pensionierung im Jahre 1964 als Privatarchitekt zu Ende. Auch das von ihm geplante Hörsaalgebäude II, das Geographische Institut an der Senckenberganlage 32-36 sowie das Mathematische Institut II an der Frankfurter Robert-Mayer-Straße wurden erst nach seiner Amtszeit gebaut.
Öffentliche Anerkennung erhielt Kramer Anfang der achtziger Jahre, als ihm mehrere Universitäten die Ehrendoktorwürde verliehen und das Bauhaus-Archiv in Berlin in einer Ausstellung sein Lebenswerk dokumentierte

Einige Stimmen zu seinem Schaffen:

Aus "Bauwelt 3/1973: " Kompromisslos fühlt er sich der Funktion und Aufgabe verpflichtet und entwickelt konsequent seine Bauten von innen nach außen. Die Präzision seiner Aufgabenanalyse führt zu einer Ästhetik der Funktion und des Materials, deren besonderer Charakter durch die Klarheit der Konstruktion und die Einfachheit der angewandten Mittel bestimmt wird. Diese Liebe zur Exaktheit ist eine Liebe zum Detail."

Aus Werk und Zeit 5/1977: " Kramer ist ganz und gar das, was man heute einen Funktionalisten schimpft. ........Aber Kramer hat niemals in seiner Überzeugung gewankt, dass...Säulenzauber für uns nichts nütze ist, und da wir es anders machen müssen, nämlich leicht, licht und klar......Er wird vermutlich auch die Funktionalismus-Diskussion überleben: und das ist sehr zu wünschen; denn in der Diskussion, die danach kommt, hat er uns einiges zu lehren."

Dazu mehr unter www.deutscher-werkbund.de

Die Zukunft der von Kramer entworfenen Bauten ist ungewiss, zumal die Universität den Campus Bockenheim und den Biologie-Campus Westend in den kommenden Jahren aufgeben wird. Bislang sehen die Planungen vor, die Flächen in Bockenheim zu veräußern und aus dem Erlös Neubauten an den anderen Standorten (Westend und Riedberg) zu finanzieren. Sicher ist bislang nur der Erhalt des alten Hauptgebäudes mit dem von Kramer gestalteten Foyer/Eingangsbereich und dem ehemaligen Rektorat. Bereits 2007 sollen die Gebäude Senckenberganlage 32-36 abgerissen werden. Auf diesem Areal möchte sich die benachbarte Kreditanstalt für Wiederaufbau vergrößern.
Die beiden denkmalgeschützten Institutsgebäude auf dem Biologie-Campus Westend sollen laut der zukunftsplanerischen Entwicklungsstudie, welche Dipl.-Ing. Albert Schaal 2005 im Auftrag der Stadt Frankfurt erstellt hat, erhalten bleiben (siehe auch Rubrik "Planung" auf dieser Homepage). Alle anderen "weniger schützenswerten" (Zitat Studie) Gebäude sowie die nachträglichen Anbauten des Zoologischen Instituts sollen, laut Studie, abgerissen werden.